Turmfest St. Maria - Hl. Geist

...denn zusammen singt man weniger allein

Zum 300-jährigem Jubiläum des Turms bei der St. Maria-Kirche wirkte die Chorgemeinschaft Frohsinn zusammen mit den Chorgruppierungen der Kirchengemeinde bei einem Singspiel mit. Dieses wurde von Rudi Schäfer und Dietmar Gebert arrangiert bzw. verfasst und thematisierte die Zerstörung des alten Holzturmes durch den Stadtbrand von 1716 und die Wiedererrichtung des Neubaus schon im selben Jahr.

Das Publikum wurde zusätzlich zu den Darbietungen der Sänger und Sprecher mit einbezogen und erlebte ein ganz besonderes und originelles Stück Lokalhistorie. Das Singspiel endete dann schließlich mit der Inbetriebnahme der neuinstallierten Turmbeleuchtung.

Stimmungsvolle Chormusik in der Abenddämmerung vor der St. Maria - Kirche Feuer - der Kirchturm brennt! Da helfen auch die Löschversuche der Ministranten nicht... ...wird durch die professionelle Beleuchtungsinstallation jedoch überflüssig.
Schwarzwälder Bote vom 25.07.2016 / Antonie Anton

Thomas Herzog lässt am St.-Maria-Kirchturm Licht werden

 
Petrus feierte mit beim Open-Air-Singspiel "Der Turm" beim Gemeindefest der Katholischen Kirchengemeinde vor dem 300 Jahre alten Kirchturm von St. Maria, zu dessen Jubiläum der bewährte Theatermacher Dietmar Gebert und Komponist, Arrangeur und Chordirigent Rudi Schäfer ein originelles Opus geschaffen hatten.
 
Die Wolken hielten dicht und so konnten in der lauen Sommernacht bei anbrechender Dunkelheit die über 100 Sänger des Kirchenchors, der Gregorianikschola, der Schola, der Frauenschola und der Chorgemeinschaft Frohsinn zusammen mit dem Bläserquintett Swabian Brass und der Projekttheatertruppe um Klaus Andreae das mit viel Humor gewürzte Spektakulum vom Stapel lassen.
 
Kernpunkte des Mitmach-Theaters (das Publikum hatte die Rolle des Volks) waren drei historische Fakten aus dem Jahr 1716: der Tod des Schlossherrn Ferdinand Karl Freiherr von Bissingen, der Brand der alten Holzkirche St. Nikolaus und als wichtigstes Ereignis: der Bau des barocken Glockenturms aus Stein.
Herausgekommen war ein höchst amüsantes Singspiel, das zwar auf historischen Füßen stand, der Fantasie aber mit Anachronismen, Schramberger Lokalkolorit und originellen Gegenwartsbezügen viel Raum bot.
 
Beim großen Ideenwettbewerb für den neuen Kirchturm, zu dem "Nummerngirl" Lara Kiolbassa das Publikum mit einem Schild aufforderte, schlug Karin Eichenlaub in der Rolle der "Frau" im Theater die Schramberger Künstlerin Brigitte Landgrebe vor, die "immer gute Ideen" habe, doch schmetterte der "Mann" (Bernd Richter) den Vorschlag ab. Der Turm solle ja nicht aussehen wie ein Streifzug durch den Malkasten.
So rieben sich Vergangenheit, verkörpert durch Pfarrer (Arnhold Budick) und Gemeinderäte (Roland Eisele, Martin Himmelheber) und Gegenwart, vor allem verkörpert durch den Jungen (Philipp Pfaff) ständig aneinander und während der Junge nur Kohle, Smartphone und "Kaiser Franz" im Sinn hatte und mit "Cool" oder "Geil, Mann" seine Kommentare abgab, zerbrachen sich in respektvoll blumiger Sprache die politischen und geistlichen Schramberger Schwergewichte des Jahres 1716 die Köpfe, wie der neue Kirchturm aussehen und finanziert werden könne.
 
Doch die Krone setzten dem Theater die musikalischen Beiträge von Chor und Bläsern auf, die mit haargenau umgetexteten und passend arrangierten Gesängen die entsprechende Stimmung ausdrucksvoll widerspiegelten.
Wieder hatte Kirchenmusikdirektor Rudi Schäfer, der die Idee für die Inszenierung und die musikalische Gesamtleitung hatte, einen neuen Meilenstein gesetzt. Pfarrer Rüdiger Kocholl sprach allen Zuhörern in seinem Dankwort aus der Seele, wenn er sagte: "Niemand hätte das so schön machen können wie du!".
 
Theatralischer Beginn mit "Ach wie flüchtig, ach wie nichtig"
 
Sehr theatralisch begann das Singspiel mit dem Trauerchor "Ach, wie flüchtig, ach wie nichtig". Die erste Szene spielte sich danach vor der Burgschule ab, wobei alle Besucher zum Platzwechsel von den bequemen Tischen auf dem Kirchplatz zum Platz vor der Wendeltreppe am Tunnelgebäude aufgefordert wurden.
Sprecher Andreae versetzte das Publikum 300 Jahre zurück in die Todesstunde des Freiherrn. Beim Trauermarsch zurück zum Kirchplatz bewegte sich der "Leichenzug des Volks" zu den zuvor im Gesang ertönten Klängen der Blechbläser. Ins Schwarze traf der Alarm-Song "Feuer", in dem sich Männer und Frauen gegenseitig bei der musikalischen Löschkette die "Eimer" übergaben. Textlich an die "Situation des Turmbauens angepasst" sang der Gesamtchor in schönster Renaissance-Manier den Hassler-Chor "Nun fanget an", wobei "Kleriker und Profane" im Lied zum Planen aufgefordert wurden.
Pfiffig gemacht war der rapmäßige Sprechgesang "Wer hat so viel Geld?", bei dem nur die Bläser die bekannte Melodie einspielten. Ins Ohr ging auch der umgetextete Song der Höhner "Wenn nicht wir, wer dann?", der zum Spenden aufrief. Prompt gingen auch Ministranten mit dem Klingelbeutel herum.
Vollends bestaunt und gepriesen wurde das gelungene Bauwerk mit dem schmissigen Schäfer-Arrangement "Super, der Turm ist jetzt fertig" nach dem bekannten "Danke"- Choral.
 
Für einen kleinen Skandal sorgte zum Schluss der Singspiel-Pfarrer, der der Turmweihe mehr Bedeutung verleihen wollte, indem er das von ihm verfasste Grußwort in hochstaplerischer Fälschungsabsicht als Grußwort des Papstes ausgab.
Ein besonderer Clou war nach der Rede des echten, "für kreativen und sparsamen Mitteleinsatz bekannten" Oberbürgermeisters Thomas Herzog die Anstrahlung des Wahrzeichens der Stadt mit mehr als 100 Taschenlampen durch die Chormitglieder, auf dass "dieses Gebäude weit über die Grenzen hinaus an Helligkeit nicht mehr zu übertreffen sei". Doch er korrigierte den kleinen Spaß sogleich, indem er ankündigte, dass der Gemeinderat der Beleuchtung des Kirchturms durch elektrische Strahler zugestimmt habe und auf sein Wort "Fiat Lux" wurde es Licht um den imposanten Turm mit der Zwiebelhaube. Tänzerische Blasmusik leitete zum Abschluss des überaus erfolgreichen Singspiels über zum rhythmischen Kanon "Gaudeamus hodie".
 
Die Spender der neuen Beleuchtung ermöglichten den Schrambergern, sich noch lange an dieses würdige Fest zu erinnern
 
NRWZ-Bericht vom 25.07.2016 / Martin Himmelheber

Singspiel „Der Turm“ sorgt für nächtlichen Spaß

 
Ein Höhepunkt des diesjährigen Gemeindefests der Schramberger Katholiken war am Samstagabend das Singspiel „Der Turm“. Es erinnerte an die Geschichte des vor 300 Jahren gebauten alten Kirchturms der damaligen St. Nikolaus-Kirche.
 
Dazu hatten sich der Stückle-Schreiber Dietmar Gebert mit Kirchenmusikdirektor Rudi Schäfer zusammengetan und eigens für diesen Anlass ein Singspiel geschrieben, getextet und komponiert.
Am frühen Abend waren dunkle Wolken aufgezogen, doch als die Dämmerung hereinbrach hatten sie sich weitgehend verzogen und gegen 21.30 Uhr forderte Klaus Andreae alle Festgäste auf, an der Kirche vorbei zur Musikschule zu ziehen.
 
Dort hatten an die 100 Sängerinnen aus verschiedenen Chören und das Bläserquintett Swabian Brass Aufstellung genommen. Auf der Treppe zum Tunnelgebäude standen einige Sprecher der Projekttheatertruppe, die Klaus Andreae zusammengestellt hatte.
 
Drei Ereignisse aus dem Jahr 1716 hatte Gebert aufgegriffen: den Tod von Ferdinand Karl Freiherr von Bissingen – im Schloss flackerte das Licht bis es schließlich erlosch. In einem Trauerzug zog das Publikum zurück zum Kirchplatz. Der große Brand in der Stadt, dem auch die hölzerne Kirche aber nicht der Weinkeller des Pfarrers zum Opfer fiel und schließlich der Neubau des Kirchturms mit Zwiebelturm.
 
An der Musikschule.
Neben den historischen Fakten hatte Gebert aber auch eine Reihe von Schramberger Lokalgeschichten aus unserer Zeit eingebaut. Die Idee, Brigitte Landgrebe möge den Turm bemalen, fand keinen Anklang. Sonst sehe der Turm womöglich aus „wie ein Streifzug durch den Malkasten“. Auch die Form eines Spiralbohrers wie der Rottweiler Testturm wurde abgelehnt. Dabei gerieten sich die Eltern (Karin Eichenlaub und Bernd Richter) immer wieder mit ihrem vorlauten Jungen (Phillipp Pfaff) in die Wolle.
Der Pfarrer, gesprochen von Arnhold Budick, stritt sich mit den Gemeinderäten (Roland Eisele und Martin Himmelheber) über die richtige Form des Einweihungsfestes.
 
Herausragend waren die Songs, die Rudi Schäfer, an den passenden Stellen eingefügt hatte. Als Schlußgag kam dann Oberbürgermeister Thomas Herzog aufs Podium, der Oberbürgermeister Thomas Herzog spielte und, bekannt „für kreativen und sparsamen Mitteleinsatz“, das Publikum aufforderte, zur Beleuchtung des „Wahrzeichens der Stadt“ doch bitte die Taschenlampen einzuschalten.
 
Kurz drauf aber verkündete er den Gemeinderatsbeschluss, den Kirchturm mit Strahlern nachts anzustrahlen. Als er „Fiat Lux“ sprach, und gemeinsam mit Pfarrer Rüdiger Kocholl auf den Roten Knopf drückte, „wurde es Licht“ – auch wenn zunächst nur für Sekunden. Irgendein Wackelkontakt verdunkelte den Turm sogleich wieder. Bald aber war auch dieses Malheur beseitigt, und das Volk, angestachelt von Nummerngirl Lara Kiolbassa, jubelte.
 
Pfarrer Kocholl dankte allen Beteiligten und insbesondere Dietmar Gebert, Rudi Schäfer und Klaus Andreae für einen vergnüglichen Abend.
 

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