Optisch und akustisch mit festlichem Niveau beeindruckt
125. Jubiläumskonzert beim »Liederkranz« Aichhalden / Drei Chöre spannen großen Bogen musikalischer Stile
Von Antonie Anton. Aichhalden. Die Frauen mit dekorativen Schals in Blau und Brokat, die Männer in Schwarz mit passenden Einstecktüchern, so gab der »Liederkranz« Aichhalden beim 125. Jubiläumskonzert in der voll besetzten Josef-Merz-Halle optisch und akustisch ein festliches Bild ab.
Glänzend vorbereitet hatte der junggebliebene Chor unter seinem jungen Dirigenten Rainer Hoffmann nicht nur sein Outfit. Der gesamte Liederabend mit dem »Confetti Chor & More« vom Patenverein Chorgemeinschaft Frohsinn (Leitung Heinrich Hoffmann) und dem »Liederkranz« Trossingen (Leitung Baldur Golla) als weiterem Gastchor, war in der Zusammenstellung des Programms eines Jubiläumskonzerts würdig.
Der »Festgesang« von Ch.W. Gluck zur feierlichen Eröffnung wurde von einem Streichquartett begleitet (Judith van Es, Iris Werhahn, Violinen; Christoph Tissler, Bratsche und Barry Luo, Violoncello), wobei im Zusammenwirken die saubere Intonation des Chors beeindruckte. Die klassische »Ouvertüre« des Konzerts wurde fortgesetzt mit dem A-Capella-Chor »Lied an die Freude« van Beethovens und, überleitend zum Block »Liebesfreud-Liebesleid«, mit dem freudvollen Chor »Frühlingsfeier«, wobei im instrumentalen Zwischenstück mit dem singenden Cello der junge Chorleiter selbst als Improvisator am Piano seiner Fantasie freien Lauf ließ.
Zwar ohne Harfe, dafür aber mit weichem Cello-Vibrato und voluminösen Klavierläufen (Bettina Binder) brachte der geschulte Frauenchor das anspruchsvolle Brahmslied »Es tönt ein voller Harfenklang« und der wohlvorbereitete gemischte Chor das leidenschaftlich-sehnsuchtsvolle Zigeunerlied von Brahms »Hochgetürmte Rimaflut« zu Gehör, während der Männerchor beim a-capella-Chorsatz »Rose« von W.Tropf mit exzellenter Dynamik den tiefen Sinngehalt der Verse über das Wesen der Liebe zum Ausdruck brachte.
Mit einem bunten Strauß von Songs und Evergreens überbrachte der »Liederkranz« Trossingen unter Chorleiter Baldur Golla und begleitet von der temperamentvollen jungen Pianistin Tatiana Edalova seine Glückwünsche. So erklangen die beliebten Spirituals »Rock my soul« und »Oh happy Day« und »Ein Freund, ein guter Freund« in farbenprächtigen Arrangements. Mit den rhythmisch-pfiffigen Chören »Mein kleiner grüner Kaktus« (Comedian Harmonists) und »Ich wollt, ich wär ein Huhn« brachte der vielseitige Chor eine heitere Note ins Programm und demonstrierte, wie sich aus einer kleinen Sache ein großartiges Klangerlebnis machen lässt. Große Dramatik war Grundtenor beim tiefgründigen Udo Jürgens-Song »Ich war noch niemals in New York«, in dem der Chor mit »Einmal verrückt sein und aus allen Zwängen flieh‘n« allen Besuchern aus dem Herzen sprach. Das Klavier (Moritz Heffter) begleitete mit fulminanten Akkorden.
Besonderes Flair verbreitete im dritten Teil der Chor »Confetti & More« unter der souveränen Leitung von Gesangslehrer Heinrich Hoffmann. Mit afrikanischen Songs, Gospels aus Amerika und irischen Liedern spannte der exzellente Chor den Bogen zur Weltmusik, was sich auch in den bunten Regenbogenfarben der Chorkleidung offenbarte. Sehr authentisch brachten die 20 Sängerinnen und sieben Männer bei »Molweni« und »Mamaliye« den spezifisch afrikanischen Sound zum Erklingen.
Mit Pep und Drive, Klatschen und Schnipsen erntete der schwungvolle Chor auch bei seinen Gospels grandiosen Applaus, wobei bei »O Freedom« die innersten Seiten der Zuhörer angerührt wurden.
Stimmlich gut drauf legte das Confetti-Ensemble auch beim irischen Song »Early one morning« und dem nostalgisch-romantischen Lied »Auld long Syne« eine musikalische Glanzleistung hin, und das begeistert applaudierende Publikum erhielt auch seine Zugabe mit Solistin Carola King. Dass jeder Chor seine besondere Art hat, wie Vorsitzender Rudi Höfler in seinem Dankeswort sagte, bewiesen die Aichhalder Jubilare erneut im Schlussteil, als sie stilistische und lebendige Vielfalt und Flexibilität bei folkloristischen Traditionals wie »Akana mandla« und »Sana Sananina« bewiesen, wo Chorleiter Rainer Hoffmann auch das Publikum mit dirigierte.
Mit dem experimentellen Jazz-Song »Freedom is a word« von Duke Ellington, wo zum improvisierenden Klavier und Cello eine Sprechstimme mit Zitaten aus der klassischen Literatur hinzutrat und dem romantischen »Morgengesang« von Nels. W. Gade wurde das imposante Konzert beschlossen. Der frenetisch beklatschte Jubiläumschor kam selbstverständlich nicht ohne Zugabe von der Bühne.