Herzen mit Notenschlüssel geöffnet
Gemeinsames Konzert der Frohsinn Formation ›Confetti Chor und More‹ und dem Prim-a-Chor aus Spaichingen
Von Antonie Anton. Schramberg. Beim Gemeinschaftskonzert »Live is Life - Pop trifft Gospel« der Schramberger Frohsinn-Formation »Confetti Chor & More« und des Prim-a-Chors des »Liederkranz« Spaichingen war sich nicht nur der neue Vorsitzende Thomas Brugger sicher, dass man zu einem herzlichen Miteinander gefunden hatte.
Das Gemeinsame beider Chöre hob auch Karl Pröbstle in der farbenprächtig geschmückten Aula des Gymnasiums hervor: Beide Chöre waren als moderne Projektchöre gegründet worden und beide haben denselben Leiter, nämlich Musikdirektor Marcel Dreiling.
Mit Pop, Poesie und Gospel wollten die zahlenmäßig etwa gleich starken Chöre wie beim Konzert in Spaichingen tags zuvor auch das zahlreich erschienene Schramberger Publikum verzaubern. Als Verständnishilfe spannte der Chorleiter, unterstützt durch Bilder, zu Beginn den großen Bogen vom Gospel und Spiritual der afrikanischen Sklaven in Amerika über den Blues und Jazz bis zum Pop. Er zog auch Parallelen zum Menschenhandel heute.
Mit unglaublicher Leichtigkeit sangen die bunt gekleideten Schramberger im Spiritual »Jericho« vom Fall der Stadtmauern durch den Klang der gewaltigen Hörner der Israeliten. Durch Soli, Bewegung und Körperinstrumente kam Leben in den Song.
Bewegte und ruhige Phasen wechselten sich ab beim Gospel »Stand still«, bei dem wieder Sängerinnen mit ausdrucksvoller Stimme und lupenreiner Tongebung Soloparts übernahmen. Beim Titel »The Gospel Train's Coming« ließ man mit Zuggeräuschen den Gospelzug einfahren, der nach Vorstellung der Sklaven die Gläubigen in den Himmel und damit in die Freiheit brachte. Auch beim Gospel »Ride on Moses« stammte der Satz wie bei den vorhergehenden und einigen nachfolgenden Gesängen vom Chorleiter Marcel Dreiling.
Sehr verhalten und sakral erklang der Choral »All Night, all Day«, in dem der Schutz und Trost der Engel gepriesen wurde. Herrliche Mehrstimmigkeit entfalteten die Sänger beim Spiritual »O Freedom«, wobei der Chorleiter den Chor als Vorsänger mit rhythmischem Drive zur Antwort animierte. Das Publikum wurde vom Temperament angesteckt und klatschte frenetisch mit. Mit dem Song »Old Folks at Home« und »Moon River«, harmonisch begleitet vom Pianisten Dimitri Theologitis aus Trossingen, schlug man die Brücke zum Pop.
Die Gäste aus der Primstadt ließen bei ihrem Auftritt im zweiten Konzertteil, gekleidet in Schwarz mit einheitlichen weißen Krawatten, mit Power und Dynamik das Mottolied »Live is Life« in einem Satz von L. Maierhofer erklingen ließen. Drei englischsprachige Pop-Titel, darunter das Lied »Bridge over Troubled Water«, wurden dem Publikum verdeutscht. Einfühlsam am Piano begleitet, trug der Tenorsolist in sauberer Tongebung das Liebeslied vor, das in einen besinnlichen vierstimmigen Satz mündete.
Der in seiner Begeisterung fast russisch anmutende »Scat Calypso« mit rhythmischen Tonsilben machte auch dem Publikum Spaß, so dass im Saal sofort mitgeklatscht wurde. Mit einer Spielszene deuteten eine Senorita und ein »Latin Lover« beim spanisch gesungenen »Besame Mucho« einfühlsame Liebeswerbung an.
Mit zarter Sensibilität gestalteten die Sänger das romantisch-träumerische »Keep in Falling in Love«. Das Schwabenherz schlug höher bei der Übersetzung von »A groovy Kind of Love«. Fazit: »S'isch oifach super mit dir, findsch net au?« Wie ein feiner Schleier legten sich weiche Sopranstimmen über die Harmonien.
Als nachträglicher Beitrag zum Weltfrauentag mochte der akzentuierte Song »Hit the Road, Jack« gelten, in dem, schauspielerisch hervorragend gemimt, die emanzipierte Dame ihrem Macho den Laufpass gab, gelten.
Mit »Pink Panther« wechselte die Szene ins Krimi-Milieu. Das Licht erlosch und Kommissar Dreiling trat auf. Die Klavierbegleitung und das Flüstern auf der Bühne ließen die Spannung knistern.
Ohne Dirigent musste der Chor bei »Rhythm of Life« auskommen, denn Marcel Dreiling wurde bei der vier-händigen Klavierbegleitung als Pianist gebraucht. Ein toller Effekt waren die weißen Handschuhe, Krawatten und Hutbänder im Kontrast zu Schwarz.
Auch beim Abschiedslied »Good Night, Sweetheart« brachte der Wechsel zwischen Frauen- und Männerstimmen wieder Abwechslung. Gemeinsam standen die Chöre auf der Bühne beim Schlusssong »You've got a Friend«, als Bunt und Schwarz, Männer und Frauen, Schramberger und Spaichinger wie aus einer Kehle sangen. Mit einem afrikanischen Lied in englischer Sprache wurde das anspruchsvolle Chorkonzert beschlossen.